WORTE DER WEISEN – 19. Weg der Liebe
2. Abneigung gegen Müßiggang:
Der Meister sprach gerade mit einigen Besuchern auf der breiten Veranda, die die Bhajan-Halle umgab. Da bemerkte er einen Aspiranten, der ganz verträumt auf dem Weg zu seiner Arbeit war, als sei er gar nicht wirklich da. Er schlenderte erhaben den Pfad entlang. Das sprang dem Meister sofort ins Auge.
„Komm hierher junger Mann“, rief er. „Was ist eigentlich mit dir los? Bekommst du nicht genug zu essen? War in der Küche nichts mehr übrig? Oder hast du nicht genug Zeit zum Essen? Dein Haar ist noch nicht grau, warum benimmst du dich dann, als wärst du halb verhungert? Wo ist deine Energie, deine Jugend? Warum kannst du nicht lebhaft gehen und springen? Zeig mir, wie du rennst! Renn mal eine Runde um die Halle, los!“
Mit einem Kopfschütteln wandte er sich zu einem der Ashrambewohner und sprach: „Hör mal zu! Ich möchte, dass X in ein Trainingslager beim Militär geschickt wird. Nur ein ordentlicher Drill wird diesem entrückten Eremiten etwas Pep geben. Ich glaube, der Mensch wird schon faul geboren. Es scheint, als sei ein Leben der Entsagung gleichbedeutend mit körperlicher Trägheit und Tatenlosigkeit. Gott allein weiß, wo die Leute solche Ideen her nehmen! Man kann viel lernen von den tüchtigen jungen Männern in der Stadt und den Medizinstudenten. Wie agil, leistungsfähig und voller Enthusiasmus so ein junger Arztanwärter ist! Wie flink er doch bei seiner täglichen Arbeit von Gebäude zu Gebäude, von Station zu Station und durch die Korridore des Krankenhauses eilen muss! Warum können wir nicht diesem Beispiel folgen?
„Ein Entsagter sollte der Tatkräftigste unter allen Arbeitern sein, denn er hat den Vorteil, dass er vollkommen frei ist von allen lästigen und ablenkenden Dingen, denen ein Mensch im weltlichen Leben ständig ausgesetzt ist.“
Zu dem besagten jungen Mann gewandt sprach der Meister: „Von morgen an sei voller Energie! Lass mich dich laufen und nicht spazieren sehen! Lass mich dich überall gleichzeitig sehen! Trägheit führt nicht zu Heiligkeit. Sonst müsste jeder Stuhl, jeder Tisch, jedes Kissen und jede Wand heilig gesprochen werden. Rüttle dich selbst wach, junger Mann, und werde ein nützlicher Arbeiter!“
Mit einem hastigen „Ja, Swamiji, das werde ich, das werde ich“ entschwand der verwirrte junge Mann.
Im nächsten Moment wandte sich der Meister an seine Besucher und fragte naiv: „Was sagen Sie denn dazu? Habe ich recht damit oder langweile ich die Menschen nur mit meinen Litaneien? Finden Sie nicht auch, dass jeder aktiv und energetisch sein sollte?“