WORTE DER WEISEN – 20. Gnade Gottes
Der Meister saß im Büro. Um ihn herum auf dem Boden saßen einige seiner Schüler. Unter ihnen war Mira, eine Medizinstudentin. Um sie nicht gleich in Verlegenheit zu bringen, stellte der Meister ihr zunächst einige einfache Fragen.
Meister: „Welches ist der größte Muskel des Körpers?“
„Der Quadrizeps.“
„Und welches ist die wichtigste Körperdrüse?“
„Die Hirnanhangsdrüse, die Hypophyse.“
Der Meister brachte das Gespräch dann auf die widerliche Art jener Ärzte, deren einziges Ziel es war, immer mehr Geld verdienen zu wollen. „Sogar ihren Vätern schicken sie eine Behandlungsrechnung“, sagte der Meister und wandte sich dann an Mira: „Kümmere dich nicht ums Geld. Finde die Erlösung in dir selbst. Gott wird dir Geld geben.“
Es entstand eine kurze Pause, nach der der Meister erneut begann: „Behandelst du auch arme Menschen, die kein Geld haben?“, fragte er und fügte hinzu: „Dies ist die Ethik der Medizin.“ Hierauf fragte er Mira, wie hoch die Bezahlung für ihre Konsultation sei.
„Ich erhebe noch keine Gebühr, Swamiji.“
„Nachdem du deine Approbation hast, kannst du ja noch eine Facharztprüfung ablegen. Wie viele Körper hast du denn in deinem Studium seziert?“
„Drei oder vier.“
„Ganz und gar?“
„Nein, zur Hälfte,…und einige Teile.“
„Warst du ganz allein, während du sie seziert hast?“
„Nein, Swamiji.“
Das Mädchen hatte den Meister in diesem Zusammenhang vielleicht zu wörtlich genommen. Was er wirklich gemeint haben könnte, war, ob sie sich schon jemals einer vedantischen Befragung unterzogen und sich Fragen wie:
„Was ist der Körper? Was ist der Geist? Was ist die Seele? Wer bin ich? Was sind die Elemente?“ usw. gestellt hatte. Wenn der Meister jemanden auf diese Art befragte, mochte die Person verstehen, worauf er wirklich hinaus wollte oder auch nicht – aber die spirituelle Ebene der Fragen ging dem Befragten später, durch die Gnade des Meisters, wie ein Geistesblitz auf.