WORTE DER WEISEN – 23. Einheit des Lebens
13. Wahre Meditation:
In der Anfangszeit, als der Ashram noch recht neu war, meditierte eine kleine Gruppe von Schülern jeden Morgen zusammen.
Der Meister gab ihnen folgende Anweisung: „Versucht, auch nach der Meditation euren Geist ruhig zu halten und inwendig das Mantra weiter zu wiederholen.“
Üblicherweise dauerte die Übung ungefähr eine halbe Stunde und danach ging jeder seinen morgendlichen Pflichten nach.
Ein Mann aus Südindien war in den Ashram gekommen, um, wie er sagte, Yoga zu lernen. Er meditierte außerordentlich fleißig und regelmäßig. Er stand stets gegen halb 4 Uhr morgens auf, wusch sich und setzte sich dann auf einen Felsen am Ufer des Ganges. Er kam nicht zur gemeinsamen Meditationsstunde, die um halb 7 zu Ende war, sondern blieb bis 7 Uhr auf dem Felsen sitzen.
Eines Morgens sprach der Meister nach der Meditation in der Halle zu den Schülern. Als der Mann kurz nach 7 hereinkam, sah er den Meister dort sitzen und ging zu ihm.
Der Meister fragte: „Wo warst du? Hast du meditiert?“
„Ja, Swamiji.“
„Du meditierst sehr regelmäßig, nicht wahr?“
Der Meister schien begeistert und alle glaubten, seine Bewunderung für den Mann zu spüren.
„Wie lange bist du dort gesessen?“
„Von 4 bis 7 Uhr. Das mache ich jeden Morgen, sommers wie winters.“
„Genießt du die tiefe Meditation?“
Wie immer schloß der Meister beide Augen und öffnete das eine dann wieder.
„Hm! Tiefe Meditation? Samadhi, nicht wahr?“
„Ja, Swamiji.“
Das eine Auge des Meisters schien zu funkeln, als er sagte: „Weißt du, was Meditation bedeutet? Es bedeutet, Gott zu berühren, das unendliche Wesen zu berühren.“
Dann öffnete er das andere Auge und lächelte.
„Schau ihn an, er ist schläfrig. Ist das Meditation? Wenn du das unendliche Bewusstsein berührt hast, wärst du fähig, das ganze Universum zu nehmen und aufzurollen! Diese Macht hättest du! Und hier sitzt du, dumpf und schläfrig!“
Der Meister ging innerhalb weniger Minuten durch all diese Stimmungswechsel. Schließlich blieben nur noch tiefstes Mitgefühl und Liebe übrig.
„Gib es auf. Setz dich hier zu uns und übe eine halbe Stunde lang Japa. Das ist genug. Während der restlichen Zeit kannst du ein paar Eimer nehmen, Wasser vom Fluss in die Küche bringen und den Tank auffüllen. Dann wirst du erfahren, was wahre Meditation ist. Dann wirst du erfahren, was Samadhi ist.“